Mit der Corona-Pandemie sitzen plötzlich alle zu Hause und müssen mit Freunden und Verwandten digital kommunizieren. Insbesondere Gruppen-Videochats sind schlagartig sehr beliebt geworden. Viele verwiesen auf die Videokonferenzsoftware Zoom, die jedoch mit massiven Datenschutz- und Sicherheitsproblemen zu kämpfen hat¹. Der Dienst sollte unserer Meinung nach nicht genutzt werden. Auch andere Videochat-Sofware deren Quellcode nicht öffentlich eingesehen werden kann (Skype, Teams, Facetime, …) und deren Server von profitorientieren Unternehmen kostenfrei angeboten werden, bieten üblicherweise nicht die gewünschte Privatsphäre!
Für Videochats mit zwei Teilnehmern empfehlen wir ganz klar den Messenger Signal, der nicht nur Nachrichten mit einer guten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützt, sondern auch Audio-Visuelle-Chats.
Für einen Videochat mit mehr als zwei Personen kann auf die Software Jitsi Meet zurückgegriffen werden. Wie bei den meisten Gruppenvideochats kommt hierbei noch keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zum Einsatz². Das bedeutet, dass der Betreiber des Servers theoretisch auf die Inhalte zugreifen kann. Deshalb ist es wichtig, einen Server von einem vertrauenswürdigen Betreiber zu verwenden.
Empfohlene Jitsi-Server befreundeter Technikkollektive
Systemli betreibt seit März einen Jitsi-Sever und gibt zudem Empfehlungen, auf welche Dienste in der aktuellen Situation zurückgegriffen werden kann.
Das schweizer Technikkollektiv immerda.ch betreibt gleich drei Jitsi-Sever für verschiedene Regionen: Deutschland, Schweiz und Nordamerika.
Weitere Jitsi-Server
[down] www.kuketz-meet.de [down]
Auch der Betreiber des Datenschutzblogs kuketz-blog.de hat eine Jitsi-Instanz aufgesetzt. Kuketz hat zudem eine einfache Anleitung sowie eine Hilfestellung auf seinem Blog veröffentlicht.
Auch das IT-Onlinemagazin Golem.de betreibt einen öffentlichen Jitsi-Server – und hat eine Anleitung erstellt, wie man sich selbst einen installieren kann.
Kleine FAQ zu Jitsi
Wie benutze ich Jitsi?
Moderne Browser bieten alles was für einen Videokonferenz notwendig ist. Es muss einfach nur die entsprechende Domain angesurft werden und schon kann eine Videokonferenz gestartet werden.
Alternativ dazu kann auch auf die mobilen Apps zurückgegriffen werden, allerdings sind in den Apps in Apples App Store sowie in Googles Play Store Tracking-Dienste integriert, wir raten zu der Variante aus dem F-Droid. Mehr Informationen dazu gibt es im kuketz-blog.
Was mache ich bei Problemen?
Jitsi Meet funktioniert, unserer Erfahrung nach, derzeit leider nicht problemlos mit dem Firefox. Bei Verbindungsproblemen sollte deshalb auf Chrome-basierte Browser ausgewichen werden sollte. Statt Google Chrome selbst empfehlen wir Datenschutz-freundlichere Varianten wie Chromium (der freien Version des Chrome-Browsers, insbesondere unter Linux häufig anzutreffen) oder Brave.
Kann ich so einen Server selbst betreiben?
Ja! Eine Anleitung findet ihr zum Beispiel hier.
¹ Einige der vielen Dateschutz- und Sicherheitsprobleme von Zoom:
- https://www.golem.de/news/homeoffice-neue-sicherheitsluecken-in-zoom-entdeckt-2004-147670.html
- https://www.golem.de/news/zoombombing-trolle-uebernehmen-zoom-konferenzen-2003-147606.html
- https://www.golem.de/news/datenschutz-zoom-entfernt-facebook-tracker-aus-ios-app-2003-147555.html
- https://www.golem.de/news/tracking-zoom-uebermittelt-heimlich-daten-an-facebook-2003-147539.html
- https://www.heise.de/security/meldung/Analyse-Windows-Client-der-VIdeokonferenz-Plattform-Zoom-mit-Angriffspotenzial-4704624.html
- https://www.vice.com/en_us/article/qjdqgv/hackers-selling-critical-zoom-zero-day-exploit-for-500000
- https://www.golem.de/news/sicherheitsluecke-zoom-erlaubt-zugriff-auf-die-webcam-von-mac-nutzern-1907-142422.html
² An einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Jitsi wird gearbeitet: